Aus dem Dornröschenschlaf erwacht
Auch die Heinz-Bosl-Stiftung in München tanzt wieder
Der Heinz-Bosl-Preis, mit dem alle zwei Jahre junge Tänzerinnen und Tänzer gefördert werden, geht in diesem Jahr an zwei ukrainische Nachwuchstalente, die aufgrund des russischen Angriffskrieges ihre Heimat verlassen mussten. Der Preis, den die Heinz-Bosl-Stiftung am Sonntag bei der Herbst-Matinee im Nationaltheater verliehen hat, ist mit je 2500 Euro dotiert.
Mit diesem Preis erinnert die Stiftung an ihren Namensgeber: Heinz Bosl war ein außerordentlich talentierter Künstler – beliebt, geschätzt, mit 28 Jahren verstorben. Er gilt als einer der besten und profiliertesten deutschen Tänzer, dessen große internationale Karriere durch seinen frühen Tod jäh beendet wurde. Ursprünglich wurde der Preis ausschließlich zur Förderung des deutschen, männlichen Tänzernachwuchses ausgelobt. Inzwischen hat die Stiftung die Richtlinien der Preisvergabe um die Förderung des Balletts und auch internationaler Tänzer und Tänzerinnen erweitert.
Die diesjährige Jury bestand aus internationalen Tanzschaffenden – zumeist aus dem Ausbildungsbereich. Neben Ivan Liška, Vorstand der Heinz-Bosl-Stiftung, gehörten ihr Bettina Wagner-Bergelt (Tanzmanagerin und Kuratorin, ehemalige Intendantin des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch), Gigi Hyatt (Ballettschule Hamburg Ballett John Neumeier), Frédéric Olivieri (Ballettschule der Accademia Teatro alla Scala) und Tadeusz Matacz (John Cranko Schule) an.
Die Jury hat mit der diesjährigen Preisvergabe entschieden, ein Zeichen des Friedens in konfliktreichen Zeiten zu setzen. Der Preis wurde deshalb als Förderpreis an zwei hoffnungsvolle ukrainische Nachwuchstalente vergeben, die aufgrund von Krieg und Gewalt ihre Heimat verlassen mussten. Die beiden 19jährigen Studierenden erhalten jeweils ein Preisgeld in Höhe von 2.500€. Varvara Lobanova studiert seit September 2022 an der Academia Teatro alla Scala und Serhii Zharikov seit Frühjahr 2022 an der John Cranko Schule in Stuttgart.
Mit dem Preis werden so einerseits – im Geiste Heinz Bosls – zwei junge Tanztalente gefördert und gleichzeitig ein besonderer Beitrag zur kulturellen Förderung des Balletts geleistet. Er soll uns alle in diesen konfliktbeladenen Zeiten daran erinnern, dass die Sprache des Tanzes auch eine Sprache des Friedens ist. Die beiden jungen Preisträger sollen – so der Wunsch der Jury – die Botschaft des Friedens in die Herzen ihres Publikums tanzen – eines Tages hoffentlich auch wieder in ihrer Heimat.
Varvara Lobanova, 19 Jahre alt, stammt aus Charkiw (Ukraine), wo sie mit dem Tanzen anfing. Seit 2020 bis Kriegsbeginn studierte sie Ballett in Kiew. Nach Kriegsausbruch verließ sie ihre Heimat und studiert nun seit Herbst 2022 an der Accademia Teatro alla Scala. Bei der Preisverleihung am 3. Dezember 2023 zeigte sie eine Variation aus dem 1. Akt von »Giselle« in der Version Jules Perrot.
Serhii Zharikov ist 19 Jahre alt und kommt aus Krasnyj Lyman (Ukraine). Er begann mit 15 Jahren seinen Unterricht an der Ballettschule in Kiew. Am 22. Februar 2022 gewann er den 3. Platz bei seinem ersten Tanzwettbewerb „Tanzolymp“ in Berlin. Zwei Tage später begann der Krieg. Dank der Vermittlung von Youth America Grand Prix konnte er an der John Cranko Schule weiterstudieren. Er tanzte zur Verleihung gemeinsam mit Kaela Tapper »Sonate«, ein Pas de deux von Uwe Scholz zur Musik von Sergej Rachmaninoff.
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