Auf dem Weg in neue Höhen
Die Heinz-Bosl-Stiftung mit ihren Herbstmatinéen im Nationaltheater
Die Matinée der Heinz-Bosl-Stiftung erweist sich als blendendes Schaufenster für die heranreifende Tanz-Generation
Es war das volle Programm: vom Stangen-Exercice bis zur (neo-)klassischen und modernen Choreografie – die Matinée der Heinz-Bosl-Stiftung erweist sich wieder einmal als blendendes Schaufenster für die heranreifende Tanz-Generation. Das sind sowohl die Studenten der Ballettakademie/ Musikhochschule München, unter der Leitung von Jan Broeckx, als auch Staatsballett-Chef Ivan Liškas Junior Company. Und wie immer bei diesen Matineen, von Staatsballett- und Bosl-Stiftungs-Gründerin Konstanze Vernon (1939 – Jan. 2013) vor 35 Jahren initiiert, war das Münchner Nationaltheater ausverkauft.
Zum Auftakt Impressionen aus dem schulischen Alltag, eben all das exakte Füßestrecken, Beineheben, Beugen des Oberkörpers an der Stange; anschließend, ohne diesen Halt, das Exercice „in der Mitte“. Wo übrigens die Jungsklasse, selbstbewusst ankündigend „Ballett können wir auch!“, ihre „tendu“-Übungen (das Füßeschleifen am Boden in allen Richtungen) beginnt. Das steigert sich mit kleinen und großen Sprüngen bis zur Partnerarbeit. Elegant-schön, dabei fordernd kompliziert, die Pas de deux von Kirill Melnikov, der stellvertretend genannt sei für die weiteren neun an diesem choreographierten Training beteiligen Pädagogen.
Was sie an Geduld und Herzenseinsatz in diese (Proben-)Arbeit gesteckt haben, wissen nur Kollegen vom Fach. Bei den Studenten sieht ja hier alles leicht und selbstverständlich aus. Sogar luftigleicht ihre Darbietung von August Bournonvilles klassisch-romantischem Ballett „La Sylphide“ (1836) : dreiundzwanzig Tänzerinnen in weißen langen Tüllröcken, die mit grazilem Schritt und Port de bras einen Tänzer (Ali Ayaz Urata mit flitzigen „Bournonville“-Sprüngen) umflattern. Blitzsauber getanzt auch die „drei Odalisken“ aus Marius Petipas „Le Corsaire“. Und in dem modernen „Several Patterns, one Goal“ von Akademie-Pädagoge David N. Russo liefern die Studenten den Beweis, dass sie vom klassischen „Korsett“ auch mühelos hinübergleiten können in schräg verbogene Figuren.
Diese zeitgenössische Lässigkeit hat die Junior Company voll drauf. In Richard Siegals „The New 45“ fegen zwei Tänzer und eine Tänzerin solo oder im Duett über die Bretter. Mal lateinamerikanisch kess körperondulierend, mal flippig jazzig (Musiken: Harry Belafonte. Benny Goodman u. a.) und dabei noch in jeder Schrägbewegung perfekt koordiniert. Was sich bestätigt in Terence Kohlers Uraufführung „Streichquintett“. Zu Schuberts Streichquartett C-Dur (1. und 4. Satz) ist dem 30jährigen Australier ein betont sportlich neoklassisches Stück gelungen, in etwa zwischen dem Neoklassik-Meister Hans van Manen und dem postmodernen William Forsythe. Eher wohl als komplex erzählende Ballette, wie Kohler sie bisher fürs Staatsballett choreographiert hat, liegen ihm solche rein formalen, der Musik nachspürenden Stücke. Und für die „Juniors“ ist es genau der richtige Tanzstoff.
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