Tanzsterne machen Schule
Der Deutsche Ballettwettbewerb in Fürstenfeldbruck – ein ewiger Jungbrunnen
Vom 27. bis 30. März 2025 war Fürstenfeldbruck wieder Schauplatz des renommierten „Deutschen Ballettwettbewerbs“ unter der Leitung von Korinna Söhn. Aus fünf Regionalwettbewerben hatten sich für Fürstenfeldbruck 1500 Kinder und Jugendliche aus 88 Ballettschulen qualifiziert. Königsdisziplin ist nach wie vor das klassische Ballett. „Aber wir haben auch eine deutliche Steigerung in der Anzahl der Beiträge „Gesang und Tanz“ zu verzeichnen, erklärt die 1. Vorsitzende vom Ballettförderkreis München, Korinna Söhn, von jenem gemeinnützigen Verein, der diesen angesehenen Wettbewerb seit 1983 veranstaltet. Die Stilrichtung „Gesang und Tanz“ hat am längsten gebraucht, um sich von den Folgen von Corona zu erholen, weshalb es um so erfreulicher ist, dass diese Kategorie nun mit 31 Stücken so zahlreich vertreten war.
Zahlreiche Preisträger*innen auf der Gala
Auf den Wettbewerb folgt nach vier Tagen die große Gala. Zu einem der Höhepunkte zählt „Tarantula“ der „Ballettschule Krain“ in Freiburg/Breisgau, mit der die Abschlussveranstaltung am vergangenen Sonntag eröffnet wurde. Es ist beachtlich, wie souverän die jungen Erwachsenen der Freiburger Ballettschule nicht nur verschiedene Tanzstile von Modern bis hin zur Akrobatik auf die Bühne bringen. Sie überzeugen auch durch ihre perfekt aufeinander abgestimmten Bewegungen: Das wandelnde Spinnennetz, dargestellt durch ein sich immer wieder stärker veränderndes Bändernetz, das einer Umgarnung gleichkommt, ist ein beredtes Beispiel. Kein zeitgenössisches Tarantula sondern eine virtuos getanzte klassische Tarantella aus Freilassing eröffnet den zweiten Teil Gala. Zahlreiche Gruppen präsentieren an diesem großen Tag mit exzellenter Technik Ballett, Nationaltänze, aber Jazz und Hip Hop.
Wenn eine Ballerina vom Himmel fällt, dann erscheint Alice Hense (11 Jahre) von der „Ballettschule International“ aus Bonn. Auch in diesem Jahr fasziniert die junge Tänzerin, die schon längst kein unbeschriebenes Blatt mehr ist, durch ihre fließenden, akkuraten Bewegungen, durch ihre Stabilität und Musikalität. In der Kategorie „Kinder Solo Ballett Repertoire“ belegt sie den ersten Platz.
Zwei aufgehende Sterne am Balletthimmel aus dem „Tanzstudio Tutzing“, die schon jetzt über eine fundierte Technik und über schauspielerische Fantasie und Koketterie verfügen, können mit dem Pas de Deux aus der „Harlekinade“ punkten. Alissa Schilke (11 Jahre) und Aleksandr Kiselev (14 Jahre) haben sich in der Kategorie der Junioren Pas de Deux Gold ertanzt. Auch die Tutzingerinnen Cathrin Wilberg (13 Jahre) und Yarouslava (13 Jahre) sicherten sich in der Kategorie „Kinder Solo Ballett Repertoire auf Spitze“ Gold.
Für die 15-jährige Valentina Tawakkoli von der Ballettschule Kaiserswerth aus Düsseldorf verlief der Deutsche Ballettwettbewerb besonders erfolgreich. Sie gewann in der Kategorie „Junioren/Solo/Ballett Repertoire“ mit einer klassischen Variation aus „Paquita“ den ersten Platz und wurde außerdem als Preisträgerin des „Marija-Plissezkaija-Preises“ zum herausragendsten Nachwuchstalent gekürt.
Wie stressig Büroarbeit sein, davon kann die „Ballettschule Atelier Danse“ aus Freilassing eine fetzige Choreografie tanzen. So richtig vom Bürostuhlleder auf Rollen können die herrlich eingebildeten und blasierten Tänzerinnen ziehen und dem monotonen Büroalltag die witzigsten Momente abgewinnen. Dazu gehören Stöckelschuhe, Zickenalarm und der unverzichtbare Lippenstift – ein absoluter Hochgenuss an Witz, Charme und Präzision.
Ein weiteres unvergessliches Moment ist „Tap Boys“, den die beiden Steppjungs Julian von der Heyden (15) und Leopold Gastpar (16) darbieten. Unwiderstehlich charmant, nonchalant schneien da zwei Jungs auf die Bühne, die ihr Handwerkszeug auf das Exakteste beherrschen. Mit ihrem „Fuß“werkzeug“ machen sie jedes Metronom überflüssig. Ausgezeichnet wurden sie mit dem Sonderpreis für das beste Duett/Trio. Die beiden kommen aus der Talentschmiede der Münchner Ballettschule Korinna Söhn und wurden von Kira von Kayser trainiert - betont lässig!
Apropos Talentschmiede: Die Bonner Ballettschule „Ballett International“ wird zum 3. Mal in Folge als die erfolgreichste Ballettschule ausgezeichnet. Um die Auszeichnung „Beste Ballettschule“ zu erhalten, muss sie nicht nur ein schlüssiges pädagogisches-künstlerisches Konzept aufweisen, sondern auch mit vielen anspruchsvollen und überzeugenden Tanzdarbietungen beim Wettbewerb vertreten sein.
„World Dance Contest“
Um auch Jungs zu fördern bzw. sie für den Tanz zu interessieren, hat man eigens für den männlichen Tanznachwuchs neue Kategorien eingerichtet: Solokategorien für Jungs und gemischte Pas de Deux und Pas de Trois, was zur weiteren Abwechslung beiträgt, mehr Tanzschulen anlockt und den Wettbewerb jung hält, ohne bewährte Prinzipien aufzugeben. Schließlich dient der renommierte und breitgefächerte „Deutsche Ballettwettbewerb“ den preisgekrönten Schüler*innen zur Qualifikation für den „World Dance Contest“, der in diesem Jahr vom 17. bis 22.6.2025 im südfranzösischen Fréjus stattfinden wird, mit Tänzer*innen aus ungefähr 15 europäischen Ländern sowie aus China und Südafrika. Es wird mit vielen Teilnehmenden gerechnet.
Unabhängig davon, ob man Tanz zum Beruf machen oder ihn als (intensives) Hobby betreiben möchte, sind Wettbewerbserfahrungen von Vorteil. Grund genug, für angehende Profis und Laien, dieses Wettbewerbskonzept, insbesondere die Kategorisierung immer wieder auf den Prüfstand zu stellen, sich Prinzipien treu zu bleiben, ohne darin zu erstarren. Man darf also gespannt sein, wie es in der Zukunft, erst einmal in Fréjus weitergeht und wie es etwa in einem Jahr beim „Deutschen Ballettwettbewerb“ in Fürstenfeldbruck aussieht. Lassen wir uns überraschen.
Teilnehmende und Kategorien: Dieser Amateurtanz-Wettbewerb deckt ein breites Spektrum von Tanzstilen ab, ist in verschiedene Kategorien unterteilt, die von Kindern über Jugendliche bis hin zu Erwachsenen reichen. Jede der vier Altersgruppen hatte die Möglichkeit, sich in verschiedenen Tanzstilen zu messen, in erster Linie Ballett. Aber auch Nationaltanz und Folklore, moderner und zeitgenössischer Tanz, Jazztanz und Showtanz, Hip-Hop und Street Dance, Steptanz, Gesang und Tanz sowie Akrobatik standen auf dem Programm. Es gibt vier verschiedene Altersklassen: Mini bis 9 Jahre, Kinder bis 13 Jahre, Junioren bis 17 Jahre und Erwachsene bis 25 Jahre.
Die Jury setzte sich aus vier renommierten Tänzer*innen und Tanzpädagog*innen zusammen: Georgina Dzhendova aus Bulgarien ist Ballettpädagogin und Leiterin des bulgarischen Wettbewerbs „Dance Cup Bulgaria“. Simone Werner kommt aus Augsburg und ist Tänzerin, Sängerin und Choreografin, die Italienerin Sofia Coretti ist Tänzerin und Sängerin und Reginaldo Oliveira aus Brasilien ist Ballettdirektor des Landestheaters Salzburg.
Die Bewertung der Tänze erfolgte nach den Kriterien Technik, Ausdruckskraft, Kreativität, Musikalität und Bühnenpräsenz.
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