„Cherchez la Femme“, von und mit Ensemble Sosani Tanztheater

„Cherchez la Femme“, von und mit Ensemble Sosani Tanztheater

„Da steckt (mehr als) eine Frau dahinter“

Publikum feierte in der Regensburger Mälze zwei neue Tanzstücke von Thea Sosani

Die bunt auftretenden Tänzerinnen sind Absolventinnen einer dreivierteljährigen Tanzfortbildung bei Sosani, „Cherchez la Femme“ ist ihre gelungene Abschlussarbeit. Sie absolvieren diese mit drängender Energie und einer leidenschaftlichen Passion, die jeden Gedanken daran, dass hier keine Vollprofis am Werk sind, beiseite wischen.

Regensburg, 24/07/2024

Blau, gelb, rot und grün. Frau ist vielfarbig, bunt wie ein Schmetterling oder eine Blumenwiese. Direkt und unverstellt nennt Thea Sosani ihre Choreografie mit vier farbig gekleideten Tänzerinnen „Cherchez la Femme“, „da steckt eine Frau dahinter“. In der heutigen, genderfluiden Welt könnte die Künstlerin aus Georgien, die Tanz auf hohem Niveau vermittelt, ihr Stück auch „da steckt eine Frau drin“ nennen. 

Buntes Quartett

Für eine Doppelpremiere vergangenes Wochenende hat Sosani ihr kunterbuntes Stück mit einer weiteren Choreografie verknüpft. „Monom“ wird ebenfalls von vier Frauen getanzt. Diese schreiten, springen und bewegen sich allerdings ganz im unbunten Schwarz über den Tanzboden im Theatersaal der Mälze. Tritt das bunte Quartett exaltiert, manchmal verrückt – in bayrisch würde man narrisch sagen – mit schnellen, bisweilen hektischen Bewegungen und Tanzfiguren auf, gibt sich das dunkle Quartett streng und unnahbar. Soli und Duette wirken gelegentlich fast schematisch in ihrer formalen Klarheit. Sie sind geprägt von Dominanz, Überlegenheit und Kontrolle über die anderen.  

Übernehmen beim ersten Stück noch ein Tisch mit drei Stühlen und eine an der Wand hängende Geige Aufgaben, kommt „Monom“ gänzlich ohne Requisiten aus. Eine tragende Rolle spielt bei Sosani zeitgenössische Musik. Dabei setzt sie auf Beiträge von Klangkünstlern und Komponisten wie Ryoji Ikeda und Phil Glass. Minimalistische Wiederholungen, starke Grooves und pathosgeschwängerte monumentale Klangwucht prägen die Stimmung und den dynamischen Tanz. Licht (Georg Sosani) ist dezent eingesetzt, Tänzerinnen bleiben meist im Halbdunkel aktiv am Tisch, während vor ihnen eine Tänzerin mit ihrem Solo die Aufmerksamkeit auf sich zieht. 

Die Möbel selbst werden Teil der Choreografie, wenn sie zum Trommeln dienen oder einer sitzenden Tänzerin unterm Hintern weggezogen werden. Es sind verschiedene Seiten einer Persönlichkeit, die heiter im Fangenspiel, wütend oder um der einen oder anderen eins auszuwischen zum Leben erweckt werden. Dabei sind die Tänzerinnen beider Stücke nicht nur tänzerisch gefordert, sondern auch schauspielerisch über ihre Mimik und den Ausdruck. 

Frauensache

Die bunt auftretenden Tänzerinnen sind Absolventinnen einer dreivierteljährigen Tanzfortbildung bei Sosani, „Cherchez la Femme“ ist ihre gelungene Abschlussarbeit. Sie absolvieren diese mit drängender Energie und einer leidenschaftlichen Passion, die jeden Gedanken daran, dass hier keine Vollprofis am Werk sind, beiseite wischen. 

Die Frage, was Frauen sind, wie sie sich verhalten und was sie – alles – erreichen und sein können, beschäftigt die Choreografien seit langem. Auch in früheren Tanzstücken hat sie diese Fragestellungen immer wieder aufgegriffen, manchmal nur als nebensächlichen Aspekt. In ihrer Auseinandersetzung mit diesem Thema bezieht sich Sosani weniger auf patriarchale Strukturen, wie sie vielfach immer noch vorherrschen. Vielmehr sind es die Frauen innewohnenden Kräfte, die sie mit ihren Tanzstücken aufzeigen und aktivieren will. In der Ästhetik eines kraftvollen Körpereinsatzes spiegelt sich die Entwicklung hin zu selbstbewussten Individuen, die vorgegebenen Rollenerwartungen ausweichen und neue, persönlich geformte Rollen einnehmen können. 

Dass sich Sosani dabei durchaus auch an Klischees bedient, kann als Verweis ihrer eigenen künstlerischen Unabhängigkeit gelesen werden. Als Mitglieder ihrer Tanztheater-Company setzen die schwarzgekleideten Tänzerinnen eine Facette selbstbewussten Frauenlebens mit ausdrucksstarkem Tanz und kontrollierter Aggressivität in der spannenden Choreografie „Monom“ perfekt um. Das hochkonzentrierte Publikum reagierte begeistert.

 

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