„WELTEN.TÄNZER“ von Stefan Maria Marb

„WELTEN.TÄNZER“ von Stefan Maria Marb

Heilsame Stille

„Welten.Tänzer“ im Schwere Reiter in München

Stefan Maria Marb zeigt Mensch und Natur in vollkommener Harmonie – wenn Tanz das doch immer so vermöchte.

München, 18/01/2016

Ein Abend, der in die heilsame Stille führt, jetzt im Münchner Schwere Reiter: „Welten.Tänzer“ des hiesigen Butoh-Choreographen Stefan Maria Marb, eine bildlich bewegte Meditation über den menschlichen Körper als Ausdrucksinstrument existenzieller Ängste und Fragen. All jenen empfohlen, die dem lärmigen Dauergeplapper unseres Informations-gefluteten Alltags für einen Moment entfliehen möchten.

Den japanischen Butoh, ab 1959 Revolte gegen Japans erstarrte Bühnen-Traditionen und zugleich gegen US-amerikanische Überfremdung, hat sich Marb wie kaum ein anderer westlicher Performer anverwandelt. Irgendwie logisch, denn Inspiration für den Butoh war der für die ‚innere Bewegung’, für irrationale und Seelen-Welten befreite deutsche expressionistische Tanz.

Marb, eingehüllt in einen zotteligen Umhang, beginnt im Freien mit geschwungener Fackel als Schamane, umtanzt im Theater-Vorraum eine drei Meter hohe Skulptur (Hansjürgen Vogel), begegnet uns dann in Sabine Scharfs surreal anmutendem, einzigartig schönem Film: In dem wie ein Segel hinter ihm wehenden Schamanengewand läuft Marb über eine Weide, ‚umtanzt’ von fünf wunderbar eleganten Wallachen, so als ob ihnen die skurrilen Gesten dieses merkwürdigen Wesens vertraut wären und ihm deshalb einverständig als Begleiter, als ‚corps de ballet’ folgen. Mensch und Natur in vollkommener Harmonie – wenn Tanz das doch immer so vermöchte.

Danach zeigt Marb den letzten Weg-Abschnitt zu sich selbst: Während ein soghafter dichter Klang-Stimm-Strom in den Raum hineinschwillt (Musik: Nick Parkin) und Gertrud Schilde aus ihrer Violine eine harte aufschreiende Musik herausstreicht, wird Marb, nur noch in der traditionellen weißen Butoh-Schminke, ganz zum ‚entblößten Körper’: In Muskelverschiebungen, krampfiger Zuckung und Glieder-Erstarrung, dann auch einen knorrigen Ast über den Schultern tragend, entwirft Marb Bilder von Geburt, Lebenskampf und schließlich das Ankommen in friedvoller Ruhe.
 

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