Synchron getanzte Bankette
Gabriel Pitonis Tanzstück „Next To Me“ im Regensburger Antoniushaus
Ein dichtes, hochkarätiges Programm begeistert das Publikum bei der Aids-Tanzgala im voll besetzten Velodrom.
Abergläubisch ist bei den Organisatoren der Internationalen Aids-Tanzgala niemand. Am Sonntag ging im voll besetzten Velodrom die 13. Ausgabe dieser Benefizveranstaltung ohne Pannen über die Bühne, sieht man von der kurzfristigen Absage des Schirmherrn, Oberbürgermeister Joachim Wolbergs, ab. Er ließ sich von dem wundervollen Moderator Jacob Keller, der sich als „Caligula“ ins Gedächtnis der Regensburger gebrannt hat, entschuldigen und wünschte der Veranstaltung viel Erfolg.
Das taten dann in wechselnder Reihenfolge auch Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, die spontan für den OB eingesprungen war, Anita Keuchl vom Jazzclub-Vorstand, Prof. Dr. Bernd Salzberger von der Universität und Hans-Peter Dorsch von der Aids-Beratungsstelle Regensburg. Sie standen mit Prof. N. M. Samuel von der Tamul-Nadu-Universität in Chennai, dem früheren Madras, Rede und Antwort zur Situation von Aids-Erkrankungen. Das von Prof. Samuel geleitete CARE-Health-Center in Namakkal wird heuer mit Mitteln aus dem Erlös der Aids-Tanzgala unterstützt. In diesem ausschließlich privat finanzierten Projekt werden seit Jahren Frauen und Kinder beraten, medizinisch versorgt und finanziell unterstützt, wenn sie beispielsweise nicht einmal das Geld für eine Busfahrt zur Aids-Therapie haben. Prof. Samuel verband seinen Dank mit Beispielen aus der Präventionsarbeit und erläuterte die oft minderwertige Bedeutung der Frau(en) in der indischen Gesellschaft.
Das umfangreiche Programm mit neun Stücken – vom eindringlichen Solotanz, über verschiedene Pas de deux und Pas de trois, bis zum Ausschnitt aus dem Tanztheater „Numb“ der Choreografin Thea Sosani war alles dabei – hatte wieder der Tanzchef des Theater Regensburg, Yuki Mori, ausgewählt und zusammengestellt.
Mit einem ins Licht gestreckten Hinterteil machte „Shut It Down“ den Anfang. Die im jugendlichen Schlabberlook getanzte Choreografie der russischen Tänzerin Sadagyul Mamedova, die sie zusammen mit Simonefrederick Scacchetti selbst tanzte, ist eine wunderschöne Parabel über die ‚innere Stimme’ eines Tänzers. Von den folgenden beiden Soloproduktionen konnte die in Tel Aviv lebende Mami Shimazaki mit „Cigarettes“ nur bedingt überzeugen. Dagegen nahm die Münchnerin Ljuba Avvakumova mit ihrem Stück über eine Frau, die erst wieder richtig sprechen lernen muss und erstmals ihre Stimme erhebt, das überwältigte Publikum völlig für sich ein.
Von insgesamt drei Männerpaaren fiel die spanische „Uniquart Dance Company“ mit einer am klassischen Ballett geschulten und mit messerscharfer Präzision getanzten Ästhetik aus dem Rahmen. „Matching Thoughts“, eine Choreografie des russischen Tänzers Vitali Safronkine, die er in perfekter Harmonie und stilsicherer Eleganz mit seinem Kompaniepartner Iker Murillo tanzt, dreht sich in weiten Sprüngen, Linien und freien Formen um Seelenverwandtschaften.
Täuschen, verstecken, sich zeigen und die ‚Farben wechseln’ wie es das auch in Japan beheimatete Schneehuhn „Raicho“ tut. Das ist Thema der gleichnamigen Choreografie Giuseppe Spotas von „Aterballetto“ aus Italien. Behende flattern die Tänzer umeinander, bekämpfen sich, wetteifern und ziehen neugierig ihre Kreise. Neben Spota, der heuer mit dem Theaterpreis „Der Faust“ ausgezeichnet wurde, imponiert der ebenfalls mehrfach ausgezeichnete Damiano Artale im aggressiven tänzerischen Rangspiel.
Persönliche Gefühle füreinander, Annäherung und Entfremdung bilden die Verbindung im tief emotionalen Männerduett „Unexpected“ von Alessio Burani. Die bereits im Theater Regensburg vorgestellte zärtliche und bewegende Choreografie mit Burani und Yosuke Kusano wird musikalisch von Simone Elliott mit einem einfachen Song auf der Wandergitarre begleitet.
Schnell, wild und voller wirbelnder Energie kam der Pas de trois das schwedischen Skanes Dansteater zu einer trotzig krachenden Musik daher. Wuchtige Gitarrenakkorde und metallische Cello- und Bassklänge unterstrichen die Suche der drei großartigen Tänzerinnen nach der weiblichen Seele. Die ist ihnen von Marina Mascarell mit ihrer Choreografie „The Sway Of Her Hips“ auf den Leib geschrieben worden.
„Horizons“ schließlich, ein Pas de deux von Andonis Foniadakis für Jin Young Won vom Saarländischen Staatstheater und Guillaume Quéau von der Dresden-Frankfurt Dance Company, ist eine Erkundung mit welcher Energie urbane Einflüsse auf die Menschen einstürmen. Mit viel Einfühlungsvermögen lotet das Paar ruhige Augenblicke in Berührungen genauso wie heftige Spannungen aus und verdichtet diese zu eindrücklichen Körperbildern.
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