»Tanz der Isis« der Tänzerin Sent M’ahesa (Else von Carlberg), die 1909 mit »altägyptischen Tänzen« im Münchner Künstlerhaus debütierte. Foto: Wanda von Debschitz-Kunowski, abgedruckt 1913 in »Der moderne Tanz« von Hans Brandenburg. 

»TANZ DER ISIS«

EINE NEUINSZENIERUNG im Staatliches Museum Ägyptischer Kunst

Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der spektakuläre »Tanz der Isis« (auch: »Tanz der Mondgöttin«), den die aus Riga stammende Else von Carlberg (1883–1970) erstmals in ihrem Soloprogramm »Altägyptische Tänze« 1909 im Münchner Künstlerhaus mit großem Erfolg vorstellte.

München, 30/10/2024

Sie trat unter dem Pseudonym Sent M’ahesa auf. Ein Name, der sich auf den ägyptischen Sonnengott Mahes beziehen könnte oder als Versuch einer ägyptischen Wiedergabe ihres bürgerliches Namens entschlüsselt werden kann.

Altägyptische Basreliefs und Malereien dienten Sent M’ahesa als Vorlagen für ihre originellen Kostümentwürfe und Tänze, die sich durch einen geometrischen linearen Bewegungsstil auszeichneten. Sie adaptierte die Profilstellung der Beine, des Kopfes und die En-face-Haltung des Oberkörpers. Anregungen hierzu fand sie möglicherweise in der ägyptischen Sammlung in Berlin, wo sie von 1905 bis 1908 lebte. Bereits im 19. Jahrhundert war ein großes Interesse an altägyptischer Kunst und Kultur in Europa entstanden.

Der »Tanz der Isis«, inspiriert von der altägyptischen Göttin, die auf zahlreichen Särgen oft mit ausgebreiteten Flügeln abgebildet ist, wurde ihr Signaturstück. Sent M’ahesa setzt dieses Kostüm als flächiges Ornament ein. Der Künstler Albert Weisgerber schuf hierzu zwei eindrucksvolle Plakate. Eine Neuinszenierung dieses Tanzes, erarbeitet von Munich Dance Histories, wird im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in Verbindung mit Lectures und Bildbeispielen gezeigt.

Wichtig für die Auseinandersetzung gerade hinsichtlich der Debatte um die Aneignung fremder Kulturen ist der Kommentar des Tanztheoretikers Hans Brandenburgs von 1913:

»Sie will keine ägyptische Kunst geben, wohl aber das Verhältnis eines modernen, europäischen Menschen zu dieser Kunst [...]. Ihr Tanz will aber nicht nur nicht ägyptische Kunst sein, er könnte es auch nicht sein – nicht einmal im Sinne einer Rekonstruktion, da wir den ägyptischen Tanz genau so wenig kennen wie den antiken.«


ZUR ENTWICKLUNG DER NEUINSZENIERUNG ERLÄUTERT BRYGIDA OCHAIM:

Bei der Herangehensweise an die historische Vorlage vom »Tanz der Isis« handelt es sich nicht um eine Rekonstruktion. Wir nennen es eine Neuinszenierung. Die Choreographie hat kein Narrativ. Ausgangspunkt sind eine Reihe von Fotografien, die Sent M’ahesa in unterschiedlichen Posen in ihrem Flügelgewand zeigen und zeitgenössische Presseberichte. Es konnte nicht auf Aufzeichnungen/Skizzen der Tänzerin oder Filme, in denen sie mitwirkte, zurückgegriffen werden. Das Kostüm selbst gibt bestimmte Bewegungen vor oder schließt sie aus. Über die Auswahl und Länge der Musikarrangements des Komponisten Georg Capellen ist nichts bekannt. Sent M’ahesas altägyptische Tanzstudien im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst wieder zu beleben ist im Zuge der Geschichte der Münchner Tanzavantgarde eine besondere Herausforderung.

 

15.11.2024

Ort: Staatliches Museum Ägyptischer Kunst Gabelsbergerstraße 35, 80333 München Beginn:

15:30 Uhr Für Familien

18:00 Uhr Abendveranstaltung

Teilnahmegebühr: € 10,- / € 6,- (Freundeskreis) Anmeldung erforderlich, per Telefon: 089 28927626, E-Mail: buchungen@smaek.de oder online!

Choreographie: Brygida Ochaim Performance: Marta Rak Kostüm: Yvonne Kalles Dramaturgie: Thomas Betz Musik: Tobias Weber

Lecture: Dr. Arnulf Schlüter, Direktor des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst / Brygida Ochaim, Thomas Betz, Barbara Galli-Jescheck

Produktion: Munich Dance Histories

Produktionsleitung: Barbara Galli-Jescheck
 

 

»Tanz der Isis« – eine Neuinszenierung ist eine gemeinsame Produktion von Munich Dance Histories und dem Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst, gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München im Rahmen des Pilotprojekts »Living Archive« und vom Freundeskreis des Ägyptischen Museums München e.V.

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