Die ehemalige Ballerina und Ballettmeisterin Colleen Scott starb vollkommen unerwartet mit 75 Jahren am vergangenen Sonntag, 9. Mai 2021 nach einem Unfall im häuslichen Umfeld. Vor wenigen Tagen hat sie noch bei den Vorbereitungen und Aufzeichnungen des Bayerischen Junior Ballett München für die DANCE History Tour im Rahmen des Münchner Tanzfestivals „DANCE 2021“ mitgewirkt. Sie erarbeitete mit den jungen Ensemble-Mitgliedern ein Re-enactment von Isadora Duncan, das zwischen dem vom 10. und 16. Mai 2021 digital bei DANCE 2021 zu sehen ist.
Colleen Scott begann ihre Karriere 1967 beim Ballett der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf unter Erich Walter. Hier lernte sie auch ihren Ehemann Ivan Liška kennen, mit dem sie zwei Söhne hat. Unter Erich Walter begann ihre Entwicklung zu einer der profiliertesten und kreativsten Ballerinen ihrer Generation. 1974 wechselte sie zum Ballett der Bayerischen Staatsoper in München, bis sie 1977 in Hamburg bei John Neumeier ihre endgültige tänzerische Wirkungsstätte gefunden hatte. Neumeier kreierte für sie eine ganze Reihe von Partien, die mit ihrem Namen verbunden bleiben werden, darunter die Dulcinea in seinem „Don Quixote“, die Ginevra in der „Artus-Sage“ oder die Celia in „Wie es Euch gefällt“.
Daneben tanzte sie die großen klassischen Hauptrollen in „Schwanensee“ oder „Dornröschen“ auf höchstem internationalem Niveau und überzeugte nicht weniger als hinreißende dramatische Ballerina in den Cranko- und Neumeier-Meisterwerken von „Onegin“ und „Der Widerspenstigen Zähmung“ bis „Kameliendame“, „Ein Sommernachtstraum‘“ und „Endstation Sehnsucht“.
Mit der Berufung von Ivan Liška zum Direktor des Bayerischen Staatsballetts in München eröffnete sich ihr 1996 für zwei Jahrzehnte eine weitere Karriere. Als Trainingsmeisterin trug sie entscheidend zum tänzerischen Profil der Company bei. Als Ballettmeisterin und Coach konnte sie ihre Erfahrung mit den großen dramatischen Partien ebenso weitergeben wie ihre Prägung durch die Arbeit mit legendären Choreografen der Moderne von Gerhard Bohner bis Hans van Manen. Musikalität, Wahrhaftigkeit und Leidenschaft waren die Leitmotive ihres Wirkens.
Zuletzt kam ihre Erfahrung dem Bayerischen Junior Ballett München zugute, das Ivan Liška als Direktor der Heinz-Bosl-Stiftung leitet. Hier hatte sie entscheidenden Anteil an der Einstudierung von Gerhard Bohners „Triadischem Ballett“, das sie 1977 mit kreiert hatte. tanznetz.de trauert mit Ivan Liška und den beiden gemeinsamen Söhnen.
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