Party unter Engeln
Georg Reischl, Chefchoreograf und Leiter der Sparte Tanz am Theater Regensburg
Regensburg, 29/01/2021
Herr Reischl, derzeit arbeiten Sie an dem neuen Tanzabend „Mozart Mozart“.
Zu welchen Schattierungen der Musik Wolfgang Amadeus Mozarts – eher den frohsinnigen oder den tiefgründigen – hat Sie die Pandemie geführt?
Ziel des Abends ist es, die Musik von Mozart durch den Tanz mit unserem Publikum zu feiern. Frohsinn und das Spiel mit Gegensätzen ist mein Ansatz in der Vorgehensweise für diesen Abend, den ich gemeinsam mit dem Gastchoreografen Luca Signoretti erarbeite. Der britische Philosoph Isaiah Berlin sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander spielen sie Mozart. Diese Vorstellung, dass Engel unter sich eine Party zu Mozart feiern, finde ich schön. Tänzer*innen sind Boten unserer Gesellschaft, wir brauchen sie, um möglicherweise das festzuhalten, was wir sind. Sie sind hoffnungsvoll, flexibel und belastbar, gerade in einer Zeit, in der nichts mehr in Bewegung zu sein scheint.
Inwiefern stellt die Pandemie Sie in Ihrer Kunstform Tanz vor Herausforderungen? Mit welchen Problemen kämpfen Sie?
Der Lockdown trifft uns hart. Unsere Proben wurden eingestellt, und wir haben unser Training auf ein Minimum heruntergefahren. Außerdem ist es nahezu unmöglich geworden, die Zukunft im Theater zu planen. Diese schwierige Situation der Pandemie hat sicherlich Auswirkungen darauf, wie das Stück „Mozart Mozart“ zur Premiere aussehen wird, doch wird sie nichts am Wesen unserer Tanzform ändern können. Der Tanz, in all seinen wunderbaren Facetten, ist in unserer Gesellschaft verankert. Der Tanz ist uns gewiss, genau wie die unfassbare Musik von Mozart auch.
Setzen die variierenden Restriktionen – Kontaktbeschränkungen, angepasste Trainings- und Probensituationen – auch künstlerische Impulse frei oder dienen sogar als Inspiration?
Durch die Corona-Maßnahmen müssen die täglichen Trainingseinheiten und Proben extrem angepasst werden. Für uns bedeutet dies auch das Arbeiten in sehr kleinen Gruppen. Dies ist nicht einfach in einer Zeit, in der Nähe, Berührung und Gemeinschaft nicht möglich sind, vor allem darum, weil dies die Grundeigenschaften unseres Tuns sind. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass Kreativität möglich ist, auch, weil ich die Erfahrung in der Entstehung des Tanzabends „Sand“ am Anfang der Spielzeit gemacht habe. Der sehr persönliche Austausch mit jedem einzelnen Tänzer, jeder einzelnen Tänzerin der Kompanie und die Maßnahmen haben dazu geführt, aufmerksam hinzuhören und genau hinzusehen, um „Sand“ überhaupt möglich zu machen.
Der Sog, der in diesem kreativen Arbeitsprozess entstanden ist, hat mein Verhältnis zu den Tänzer*innen auf eine sehr positive Weise gestärkt. Das Ergebnis konnte sich in leider nur einer einzigen Vorstellung auf das Publikum übertragen. Es ist ein ganz besonderer Abend für mich, da er mir gezeigt hat, was der Tanz kann: Er bewegt uns alle gemeinsam.
Haben Sie neue künstlerische Formate entwickelt, die sonst nicht entstanden wären?
Der Lockdown hat Auswirkungen darauf, wie ich als Choreograf mit meinen Tänzer*innen kommunizieren kann, und wie wir vor unser Publikum treten dürfen. Online entstehen Möglichkeiten via Zoom, durch Streaming oder andere Plattformen wie Facebook, Instagram und Co. Es entstehen erfolgreiche Formate online, die zum Beispiel unsere jährliche „Tanz.Fabrik!“ der jungen Choreograf*innen digital ermöglichten. Dieser Tanzfilm zeigt auf eine sehr berührende Art die unermüdliche Kreativität der Tänzer*innen des Ensembles. Als Choreograf des zeitgenössischen Tanzes bin ich ein Suchender. Ich bringe Tradition und Innovation unter einen Hut. „Sand“ und „Mozart Mozart“ sind Stücke, die in dieser Pandemie zu ihrer finalen Form finden. Was davon übrig bleibt, wird sich noch zeigen. Sicher ist uns der Tanz und unsere Leidenschaft für diese Kunstform.
Welche künstlerische Anpassung werden Sie auch nach der Pandemie beibehalten?
„Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren.“ Dieses bekannte Zitat von Pina Bausch gewinnt für mich gerade besondere Bedeutung. Es lohnt sich in Bewegung zu bleiben, denn nur kreative Lösungen werden uns in die Zukunft bringen. Die Veränderung, die Anpassung ist gewiss. Diese Herausforderungen mit Neugier, Offenheit und in der Gemeinschaft zu meistern ist unsere Aufgabe. Heute ist die Generalprobe für das Morgen, ein Morgen so ungewiss wie jede weitere Vorstellung.
Die Tanzwelt lebt derzeit von Live-Streams, Video-Konferenzen, Online-Trainings etc. Wieviel analoge Wirklichkeit braucht der Tanz noch in der Zukunft?
Das Internet ermöglicht es uns, in schwierigen Zeiten online zu trainieren oder für unser Publikum im virtuellen Raum sichtbar zu bleiben. Dies kann jedoch keine Vorstellung im Theater ersetzen. Der Tanz lebt vom direkten Austausch zwischen dem Publikum und den Tänzer*innen. Ich denke, was entsteht, ist eine ‚neue‘ Wahrnehmung der darstellenden Künste im Theater, die durch eine Online-Präsenz ergänzt, aber nicht ersetzt werden kann.
Welchen Einfluss hat die Pandemie auf Ihr privates Leben? Was vermissen Sie am meisten?
In meinem Privatleben vermisse ich den spontanen Kulturbesuch im Museum, Theater und Kino, den ungezwungenen Austausch mit Freund*innen und anderen Menschen in Restaurants, Bars und Clubs und zwischenmenschliche Nähe.
Ziel des Abends ist es, die Musik von Mozart durch den Tanz mit unserem Publikum zu feiern. Frohsinn und das Spiel mit Gegensätzen ist mein Ansatz in der Vorgehensweise für diesen Abend, den ich gemeinsam mit dem Gastchoreografen Luca Signoretti erarbeite. Der britische Philosoph Isaiah Berlin sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander spielen sie Mozart. Diese Vorstellung, dass Engel unter sich eine Party zu Mozart feiern, finde ich schön. Tänzer*innen sind Boten unserer Gesellschaft, wir brauchen sie, um möglicherweise das festzuhalten, was wir sind. Sie sind hoffnungsvoll, flexibel und belastbar, gerade in einer Zeit, in der nichts mehr in Bewegung zu sein scheint.
Inwiefern stellt die Pandemie Sie in Ihrer Kunstform Tanz vor Herausforderungen? Mit welchen Problemen kämpfen Sie?
Der Lockdown trifft uns hart. Unsere Proben wurden eingestellt, und wir haben unser Training auf ein Minimum heruntergefahren. Außerdem ist es nahezu unmöglich geworden, die Zukunft im Theater zu planen. Diese schwierige Situation der Pandemie hat sicherlich Auswirkungen darauf, wie das Stück „Mozart Mozart“ zur Premiere aussehen wird, doch wird sie nichts am Wesen unserer Tanzform ändern können. Der Tanz, in all seinen wunderbaren Facetten, ist in unserer Gesellschaft verankert. Der Tanz ist uns gewiss, genau wie die unfassbare Musik von Mozart auch.
Setzen die variierenden Restriktionen – Kontaktbeschränkungen, angepasste Trainings- und Probensituationen – auch künstlerische Impulse frei oder dienen sogar als Inspiration?
Durch die Corona-Maßnahmen müssen die täglichen Trainingseinheiten und Proben extrem angepasst werden. Für uns bedeutet dies auch das Arbeiten in sehr kleinen Gruppen. Dies ist nicht einfach in einer Zeit, in der Nähe, Berührung und Gemeinschaft nicht möglich sind, vor allem darum, weil dies die Grundeigenschaften unseres Tuns sind. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass Kreativität möglich ist, auch, weil ich die Erfahrung in der Entstehung des Tanzabends „Sand“ am Anfang der Spielzeit gemacht habe. Der sehr persönliche Austausch mit jedem einzelnen Tänzer, jeder einzelnen Tänzerin der Kompanie und die Maßnahmen haben dazu geführt, aufmerksam hinzuhören und genau hinzusehen, um „Sand“ überhaupt möglich zu machen.
Der Sog, der in diesem kreativen Arbeitsprozess entstanden ist, hat mein Verhältnis zu den Tänzer*innen auf eine sehr positive Weise gestärkt. Das Ergebnis konnte sich in leider nur einer einzigen Vorstellung auf das Publikum übertragen. Es ist ein ganz besonderer Abend für mich, da er mir gezeigt hat, was der Tanz kann: Er bewegt uns alle gemeinsam.
Haben Sie neue künstlerische Formate entwickelt, die sonst nicht entstanden wären?
Der Lockdown hat Auswirkungen darauf, wie ich als Choreograf mit meinen Tänzer*innen kommunizieren kann, und wie wir vor unser Publikum treten dürfen. Online entstehen Möglichkeiten via Zoom, durch Streaming oder andere Plattformen wie Facebook, Instagram und Co. Es entstehen erfolgreiche Formate online, die zum Beispiel unsere jährliche „Tanz.Fabrik!“ der jungen Choreograf*innen digital ermöglichten. Dieser Tanzfilm zeigt auf eine sehr berührende Art die unermüdliche Kreativität der Tänzer*innen des Ensembles. Als Choreograf des zeitgenössischen Tanzes bin ich ein Suchender. Ich bringe Tradition und Innovation unter einen Hut. „Sand“ und „Mozart Mozart“ sind Stücke, die in dieser Pandemie zu ihrer finalen Form finden. Was davon übrig bleibt, wird sich noch zeigen. Sicher ist uns der Tanz und unsere Leidenschaft für diese Kunstform.
Welche künstlerische Anpassung werden Sie auch nach der Pandemie beibehalten?
„Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren.“ Dieses bekannte Zitat von Pina Bausch gewinnt für mich gerade besondere Bedeutung. Es lohnt sich in Bewegung zu bleiben, denn nur kreative Lösungen werden uns in die Zukunft bringen. Die Veränderung, die Anpassung ist gewiss. Diese Herausforderungen mit Neugier, Offenheit und in der Gemeinschaft zu meistern ist unsere Aufgabe. Heute ist die Generalprobe für das Morgen, ein Morgen so ungewiss wie jede weitere Vorstellung.
Die Tanzwelt lebt derzeit von Live-Streams, Video-Konferenzen, Online-Trainings etc. Wieviel analoge Wirklichkeit braucht der Tanz noch in der Zukunft?
Das Internet ermöglicht es uns, in schwierigen Zeiten online zu trainieren oder für unser Publikum im virtuellen Raum sichtbar zu bleiben. Dies kann jedoch keine Vorstellung im Theater ersetzen. Der Tanz lebt vom direkten Austausch zwischen dem Publikum und den Tänzer*innen. Ich denke, was entsteht, ist eine ‚neue‘ Wahrnehmung der darstellenden Künste im Theater, die durch eine Online-Präsenz ergänzt, aber nicht ersetzt werden kann.
Welchen Einfluss hat die Pandemie auf Ihr privates Leben? Was vermissen Sie am meisten?
In meinem Privatleben vermisse ich den spontanen Kulturbesuch im Museum, Theater und Kino, den ungezwungenen Austausch mit Freund*innen und anderen Menschen in Restaurants, Bars und Clubs und zwischenmenschliche Nähe.
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