Flexibel bleiben
Igor Zelensky, Direktor des Bayerischen Staatsballetts
München, 01/02/2021
Herr Zelensky, die Pandemie fällt in die Zeit der Jubiläumsfeierlichkeiten „30 Jahre Bayerisches Staatsballett“. Welche Pläne hoffen Sie in dieser Spielzeit noch verwirklichen zu können?
Im Moment ist leider noch nicht klar, wie unser Programm bis zum Sommer aussehen wird. Wir arbeiten aber intensiv daran, im April die Uraufführung Der Schneesturm von Andrey Kaydanovskiy herauszubringen. Außerdem hoffe ich, dass wir unseren modernen Dreiteiler Paradigma, den wir im Januar nur online zeigen konnten, im Laufe der Spielzeit vor Publikum tanzen dürfen. Das wäre ein Geschenk für Tänzer*innen und Publikum gleichermaßen.
Inwiefern stellt die Pandemie Sie in Ihrer Kunstform Tanz vor Herausforderungen? Mit welchen Problemen kämpfen Sie?
Es ist in Zeiten wie diesen außerordentlich wichtig, physisch wie psychisch fit zu bleiben. Für die Tänzerinnen und Tänzer ist es eine unglaubliche Herausforderung, das Level in Punkto Kondition, Muskelkraft und Koordination zu halten – und gleichzeitig nicht die Motivation zu verlieren. Normalerweise arbeiten Tänzer bis zu acht Stunden täglich im Ballettsaal und auf der Bühne. Das ist kein Vergleich zu einer Stunde Online-Training in den eigenen engen vier Wänden und ohne den richtigen Boden, wie in den Lockdown-Phasen der Fall. Ballett ist Kunst, aber auch Hochleistungssport. Man kann nach einer wochenlangen Lockdown-Pause nicht einfach auf die Bühne gehen und Schwanensee tanzen.
Setzen die variierenden Restriktionen – Kontaktbeschränkungen, angepasste Trainings- und Probensituationen – auch künstlerische Impulse frei oder dienen sogar als Inspiration?
Nehmen wir unsere Online-Premiere des Dreiteilers Paradigma im Januar. Der Abend war so überhaupt nicht geplant, noch viel weniger diese Stückzusammensetzung. Es ist aber ein wirklich tolles Programm geworden. Sharon Eyals Bedroom Folk war ursprünglich für die Ballettfestwoche 2020 vorgesehen, fiel aber dem ersten Lockdown zum Opfer. Russell Maliphants Broken Fall hatten wir seit 2012 nicht mehr gespielt, es wurde nun jedoch kurzfristig wieder ins Repertoire geholt, weil die Besetzung mit nur einer Tänzerin und zwei Tänzern gut mit den Vorgaben zur Kontaktreduzierung vereinbar ist. Und Liam Scarletts With a Chance of Rain konnten wir überhaupt nur produzieren, weil sich die Pläne der anderen Kompanien pandemiebedingt geändert hatten und der Choreograph somit nach München reisen konnte. Solch kreative, kurzfristige Lösungen hätten wir vermutlich in einer „normalen“ Spielzeit nicht präsentiert. Ein anderer Punkt ist die Digitalisierung. Wir führen Trainings per Zoom durch, schalten die Choreografen per Video zu den Proben dazu und zeigen Ballette als Stream. Dadurch erreichen wir auch ein neues Publikum. Dennoch: Zentral bleibt für mich, dass wir die tänzerische Qualität fördern und erhalten. Das erwartet das Publikum von uns.
Haben Sie neue künstlerische Formate entwickelt, die sonst nicht entstanden wären?
Wir haben gemeinsam mit der Staatsoper mehrere kleinere Formate entwickelt und zum Beispiel bei den Montagskonzerten und den Streifzügen mitgewirkt. Unser Hauschoreograph Andrey Kaidanovskiy, aber auch Choreographen aus der freien Szene, haben Stücke für das Staatsballett choreografiert.
Welche künstlerische Anpassung werden Sie auch nach der Pandemie beibehalten?
Die digitalen Angebote werden sicher in der einen oder anderen Form erhalten bleiben. Wir haben auch gezeigt, dass wir sehr flexibel auf Situationen reagieren können. Das könnte Auswirkungen auf künftige Planungsprozesse haben.
Die Tanzwelt lebt derzeit von Live-Streams, Video-Konferenzen, Online-Trainings etc. Wieviel analoge Wirklichkeit braucht der Tanz noch in der Zukunft?
Theater ist für mich ein einmaliges Live-Erlebnis. Die Aufmerksamkeit in einer Theatervorstellung ist eine ganz andere als vor einem Bildschirm, auch wenn der Kinoausmaße hat. Ich glaube, wir sehnen uns alle nach dem analogen Theater. Drücken wir die Daumen, dass wir uns bald wieder dort begegnen können.
Im Moment ist leider noch nicht klar, wie unser Programm bis zum Sommer aussehen wird. Wir arbeiten aber intensiv daran, im April die Uraufführung Der Schneesturm von Andrey Kaydanovskiy herauszubringen. Außerdem hoffe ich, dass wir unseren modernen Dreiteiler Paradigma, den wir im Januar nur online zeigen konnten, im Laufe der Spielzeit vor Publikum tanzen dürfen. Das wäre ein Geschenk für Tänzer*innen und Publikum gleichermaßen.
Inwiefern stellt die Pandemie Sie in Ihrer Kunstform Tanz vor Herausforderungen? Mit welchen Problemen kämpfen Sie?
Es ist in Zeiten wie diesen außerordentlich wichtig, physisch wie psychisch fit zu bleiben. Für die Tänzerinnen und Tänzer ist es eine unglaubliche Herausforderung, das Level in Punkto Kondition, Muskelkraft und Koordination zu halten – und gleichzeitig nicht die Motivation zu verlieren. Normalerweise arbeiten Tänzer bis zu acht Stunden täglich im Ballettsaal und auf der Bühne. Das ist kein Vergleich zu einer Stunde Online-Training in den eigenen engen vier Wänden und ohne den richtigen Boden, wie in den Lockdown-Phasen der Fall. Ballett ist Kunst, aber auch Hochleistungssport. Man kann nach einer wochenlangen Lockdown-Pause nicht einfach auf die Bühne gehen und Schwanensee tanzen.
Setzen die variierenden Restriktionen – Kontaktbeschränkungen, angepasste Trainings- und Probensituationen – auch künstlerische Impulse frei oder dienen sogar als Inspiration?
Nehmen wir unsere Online-Premiere des Dreiteilers Paradigma im Januar. Der Abend war so überhaupt nicht geplant, noch viel weniger diese Stückzusammensetzung. Es ist aber ein wirklich tolles Programm geworden. Sharon Eyals Bedroom Folk war ursprünglich für die Ballettfestwoche 2020 vorgesehen, fiel aber dem ersten Lockdown zum Opfer. Russell Maliphants Broken Fall hatten wir seit 2012 nicht mehr gespielt, es wurde nun jedoch kurzfristig wieder ins Repertoire geholt, weil die Besetzung mit nur einer Tänzerin und zwei Tänzern gut mit den Vorgaben zur Kontaktreduzierung vereinbar ist. Und Liam Scarletts With a Chance of Rain konnten wir überhaupt nur produzieren, weil sich die Pläne der anderen Kompanien pandemiebedingt geändert hatten und der Choreograph somit nach München reisen konnte. Solch kreative, kurzfristige Lösungen hätten wir vermutlich in einer „normalen“ Spielzeit nicht präsentiert. Ein anderer Punkt ist die Digitalisierung. Wir führen Trainings per Zoom durch, schalten die Choreografen per Video zu den Proben dazu und zeigen Ballette als Stream. Dadurch erreichen wir auch ein neues Publikum. Dennoch: Zentral bleibt für mich, dass wir die tänzerische Qualität fördern und erhalten. Das erwartet das Publikum von uns.
Haben Sie neue künstlerische Formate entwickelt, die sonst nicht entstanden wären?
Wir haben gemeinsam mit der Staatsoper mehrere kleinere Formate entwickelt und zum Beispiel bei den Montagskonzerten und den Streifzügen mitgewirkt. Unser Hauschoreograph Andrey Kaidanovskiy, aber auch Choreographen aus der freien Szene, haben Stücke für das Staatsballett choreografiert.
Welche künstlerische Anpassung werden Sie auch nach der Pandemie beibehalten?
Die digitalen Angebote werden sicher in der einen oder anderen Form erhalten bleiben. Wir haben auch gezeigt, dass wir sehr flexibel auf Situationen reagieren können. Das könnte Auswirkungen auf künftige Planungsprozesse haben.
Die Tanzwelt lebt derzeit von Live-Streams, Video-Konferenzen, Online-Trainings etc. Wieviel analoge Wirklichkeit braucht der Tanz noch in der Zukunft?
Theater ist für mich ein einmaliges Live-Erlebnis. Die Aufmerksamkeit in einer Theatervorstellung ist eine ganz andere als vor einem Bildschirm, auch wenn der Kinoausmaße hat. Ich glaube, wir sehnen uns alle nach dem analogen Theater. Drücken wir die Daumen, dass wir uns bald wieder dort begegnen können.
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