Die von der Stadt in Auftrag gegebene Studie soll die Möglichkeiten und Bedürfnisse eines möglichen Tanzhauses prüfen. Im Sinne einer Bestandsanalyse sollen Spielstätten, Produktionsbedingungen und Ausbildungsmöglichkeiten mit anderen europäischen Städten verglichen werden. Dabei soll in Abstimmung mit der Münchner Tanzszene ermittelt werden, welche Defizite und Bedürfnisse in der Freien Tanzszene Münchens im überregionalen und internationalen Vergleich bestehen. Ziel dabei ist es, die Kreativität und das Potential der Münchner Tanzszene zu erhöhen, Künstler*innen und Kompanien längerfristig an die Stadt zu binden sowie die Tanz-Szene Münchens überregional und international sichtbarer zu machen. Ein solches Tanzhaus würde wohl nicht-professionelle und professionelle Tänzer*innen, Choreograf*innen und Künstler*innen anderer Genres unter dem Dach einer Institution vereinen. Die Trennung von Hoch-, Sub- und Soziokultur wäre hier bestenfalls überwunden.
Eine wichtige Frage ist für die Stadt sicherlich, ob München ein reines Tanzhaus benötigt oder ob ein Produktionshaus, das die unterschiedlichen Disziplinen unter einem Dach vereint, sinnvoller wäre. Die Machbarkeitsstudie soll – neben Bestands- und Bedarfsanalyse – auch konkrete Realisierungsvorschläge in Form von Finanzierungsmodellen, möglichen Standorten und Betriebsformen ermöglichen. Dabei könnten bestehende Strukturen, wie das Kreativquartier München, das mit dem Tanzbüro und dem Büro des Dance Festivals bereits die freie Tanzszene der Stadt München, sowie die verschiedensten Freien Darstellenden Künste an einem Ort versammelt, eine spannende Rolle spielen. Möglicherweise wäre ein solcher Ort prädestiniert dafür, ein Tanzhaus München sinnvoll innerhalb der Freien Darstellenden Künste zu positionieren.
Ein Tanzhaus München könnte sicherlich die freie Tanzszene München bündeln, was zu einer gegenseitigen Befruchtung der unterschiedlichsten Künstler*innen und damit verbunden zu einer größeren Strahlkraft Münchens als Tanzstadt führen würde. Wie viel Raum wird hier der freien Szene vor Ort beigemessen? Wieviel den internationen Gastspielen und Residenzen, die unablässig sind für die Entwicklung der lokalen Szene? Was jedoch passiert mit der brodelnden Kraft der freien Szene, wenn sie nicht mehr frei und unabhängig, sondern unter den Vorgaben und Auswahlkriterien einer künstlerischen Leitung des Tanzhauses handeln müsste? Was bedeutet solch ein Tanz- oder Produktionshaus für die freien Kompanien, für Spielstätten und für die städtischen Förderungen? Auch das wird die Machbarkeitsstudie untersuchen müssen.
Für die Erstellung der Studie sind lediglich zweiundhalb Monate geplant, was angesichts des komplexen Vorhabens jedoch recht knapp bemessen erscheint. Es bleibt zu hoffen, dass in diesem kurzen Zeitraum – mit den vermutlich weiterhin bestehenden Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie – eine tatsächlich aussagekräftige und professionelle Studie erstellt werden kann.
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