Im Pas de Deux mit der Malerei

„Paper Dances Maria Beykirch“, herausgegeben von Jürgen Tesch

Für den Tanz ist Maria Beykirch Feuer und Flamme. Das zeigen ihre ausdrucksstarken Bilder, die nun einem breiten Publikum zugänglich gemacht wurden.

München, 16/04/2016

Von Sabine Kippenberg

Mit der Publikation des großformatigen Bildbandes „Paper Dances“ hat Jürgen Tesch Maria Beykirchs Oeuvre nun einem breiten, kunstinteressierten Publikum zugänglich gemacht. Es ist das Verdienst des kunstsinnigen und namhaften Herausgebers Tesch, Beykirch in ihrer Vielseitigkeit dem Betrachter nahe zu bringen und die Künstlerin durch ihre Bilder selbst zu Wort kommen zu lassen. Gleichwohl wird der Leser dieses opulenten Bildbandes auf die Anmerkungen zur Entstehung der Kunstwerke und auf die biografischen Daten dankbar zurückgreifen.

Die 1957 am Niederrhein aufgewachsene Maria Beykirch ist nicht nur Kunstmalerin, sie hat auch eine klassische Tanzausbildung absolviert und arbeitet als Malerin und Ärztin in München, wo sie ihre Leidenschaft(en) zum Beruf gemacht hat. Beide Künste, der Tanz und die Malerei stehen für sie in enger Beziehung zueinander. Es ist der Tanz, für den Beykirch Feuer und Flamme ist – im wahrsten Sinne des Wortes - wie ihre ausdrucksstarken Bilder zeigen. Denn die Künstlerin, die mit offenen Augen die Welt bereist, ‚brennt’ z.B. für den spanischen Flamenco, wie ihre 2008 entstandene Gouache „Liebeszauber“ (leider in diesem Band nicht enthalten) in leuchtendem Rot zeigt. Deutlich wird in ihrem gesamten Oeuvre, dass ausdrucksstarke, intensive Farben einerseits und Transparenz sowie Filigranes andererseits sich kongenial ergänzen. Ihre Werke haben etwas Schwebendes, Leichtfüßiges ohne vordergründig zu sein. Denn ihre „Tanzenden Farben“, so der Titel eines anderen Gemäldes, haben Symbolkraft, spiegeln ihre Erlebnisse und ausgedehnten Reisen nach Asien, Südostasien und Indien wider. So finden sich hier verdeckte, auch kalligrafische Schriftzeichen, die Beykirch in asiatischen Kunstseminaren kennengelernt hatte. Auch Wortsilben – teilweise in Spiegelschrift oder Zahlen, die ihre Kunstwerke zieren, zeigen Beykirchs Liebe zum Detail. Dass die Künstlerin auch von der Künstlerkolonie Worpswede inspiriert ist oder literarische Anspielungen verwendet z.B. Kafkas „Verwandlung“, wie auch der gleichnamige Bildtitel verrät, führen dem Betrachter Beykirchs Kreativität einmal mehr vor Augen. Die Idee, Rapunzels Haarpracht auf feine Striche zu reduzieren, ist überraschend wie originell. An Überraschungen spart die Künstlerin freilich nicht. Denn das Spiel mit dem Licht und die Farbe Blau setzt Beykirch zielgerichtet stilistisch ein.

Bei näherer Bildbetrachtung wird nicht nur klar, wie eng Biografie und Oeuvre miteinander verwoben sind, es eröffnen sich außerdem immer wieder neue, auch wandelbare Sichtweisen. Vielschichtigkeit, die nicht ‚erschlägt‘, sondern inspiriert, das ist der Stoff, aus dem die Träume von Beykirchs Kunst sind und die Jürgen Tesch versteht, der Öffentlichkeit zu vermitteln: Wie wir die Bilder uns in unserer Fantasie, z.B. dreidimensional oder beweglich, vielleicht auch tanzend vorstellen, bleibt offen und beabsichtigt. Gerade in der Anregung, in der Schärfung des Blickes, in der Inspiration zu neuen Lesarten ihrer künstlerischen Arbeiten, liegt der Reiz, sich mit Maria Beykirchs „Paper Dances“ auf Entdeckungsreisen zu begeben.

Tesch, Jürgen (Hrsg.): Paper Dances – Maria Beykirch, mit einer Einführung von Gottfried Knapp, München: Hirmer 2016, 120 Seiten mit 60 ganzseitigen farbigen Abbildungen, ISBN 978-3-7774-2672-6. Geb.: EUR 39,90

 

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