Lang ersehnte Fortsetzung
Acht Uraufführungen bei „Made for Two reloaded“
Das Ballett Augsburg setzt mit „Das Bildnis des Dorian Gray“ moderne Akzente im Handlungsballett
Einen modernen Akzent im Handlungsballett setzte das Stadttheater Augsburg mit seiner Uraufführung „Das Bildnis des Dorian Gray“. So eröffnete Augsburg die neue Ballett-Saison mit Tänzerinnen in High-Heels und Tänzern in Lack und Leder, die sich lasziv auf der Bühne räkelten, selbstverliebt ihr Spiegelbild betrachteten oder auch dem Drogenrausch verfielen. Das Ensemble des Ballett Augsburg zeigte mit dieser Premiere seine könnerische Bandbreite, die vom Spitzenschuh bis zum Schauspiel reicht.
Der gesellschaftskritische Ansatz des gleichnamigen Romans nach Oscar Wilde diente als Grundlage der dargestellten Exzesse auf der Bühne. Eine Gesellschaft, die sich aufgrund ihrer Dekadenz, ihres Hedonismus und ihres Sittenverfalls an Schönheit und Körperkult ergötzt, beschreibt Oscar Wilde anhand der Figur Dorian Gray. Auf der Augsburger Bühne setzte dies der Choreograf Michael Pink gekonnt in Szene.
In großartigen Bildern, die nicht zuletzt durch die aufwendige Bühnengestaltung (Stefan Morgenstern) entstanden, erzählte Michael Pink die Geschichte des jungen Schönlings Dorian Gray, getanzt von Patrick Howell, der seine Seele für die ewige Jugend verkauft. Als er die begabte Schauspielerin Sibyl Vane, getanzt von Coco Mathieson, kennenlernt, nehmen die Dinge ihren Lauf. Als diese in einer Vorstellung versagt, weist Dorian seine junge Liebe kaltherzig zurück, womit der Verfall seiner Seele einsetzt. Drahtzieher und Verführer des Jünglings, der sich nach und nach zum skrupellosen Narziss entwickelt, ist der Dandy Lord Henry, gespielt von Schauspieler Toomas Täht. Als Mephisto inszeniert, unterstreicht er anhand gesprochener Textpassagen, im Original aus dem Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ nach Oscar Wilde, die Handlung des Balletts.
Viel Stoff für einen gelungenen Abend, der aus der Verbindung zwischen Tanz, Text und Schauspiel lebt. Vermutlich kam deshalb auch der Tanz inmitten der sonst wunderbar inszenierten Geschichte zu kurz und degradierte die Tänzer zu wortlosen Wesen ohne emotionale Plastizität.
Nicht zuletzt gelungen war der Augsburger Dorian Gray aufgrund der außergewöhnlichen Musik, die eigens für diese Inszenierung komponiert wurde. So konnte man beispielsweise Frédéric Chopins Walzer a-Moll als motivische Grundlage für Szenen wahrnehmen, in denen die Verführung ein zentrales Thema bildet. Der Komponist Tobias PM Schneid ließ sich bei der Komposition laut eigener Aussage vom Jazz beeinflussen, um die rhythmische und melodiöse Musik zum Augsburger Ballett „Das Bildnis des Dorian Gray“ zu kreieren.
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