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München
ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT
30 Jahre Tanzwerkstatt Europa
Soll man an Erfolgskonzepten rütteln? Seit 1991 unterstützt das Kulturreferat der Landeshauptstadt München ein in der regionalen Tanzlandschaft einzigartiges Format: die Tanzwerkstatt Europa. Ein bis heute von Walter Heun zweigleisig ausgerichtetes Sommerevent mit Performances und Workshops. Letztere sprechen in ihrem auf aktuelle Entwicklungstendenzen abgestimmten Mix Laien ebenso an wie Profis – und im Jubiläumsjahr ab 27.7. sogar explizit Senioren (Stephan Herwig: „Dance for the Golden Ages“). Zudem möchte man die Inklusionsbewegung mit vorantreiben. So ist erstmals die gehörlose Tänzerin/Choreografin Kassandra Wedel mit ihrem Seminar „Visual Music“ Teil des diesjährigen Dozententeams. Sie bewirbt ihren Kurs ohne Worte so beredt, dass man sofort Lust darauf bekommt.
Jess Curtis dagegen ist auf Audiodeskription spezialisiert. Als zusätzliche Tonspur kann das beim Fernsehen mächtig nerven – oder man nimmt es als Lektion. Im Groben geht es ja um ein Beschreiben von Abläufen, die nicht jeder einfach visuell rezipieren kann. Wie das bei einer Tanzaufführung funktioniert, lässt sich am 30. und 31. Juli in der Philharmonie im Gasteig erleben, wenn zu Moritz Ostruschnjaks endlich live gezeigter wilder Sause „Yester:Now“ (Premiere: 27.7.) in Zusammenarbeit mit den Gravity Access Services aus Berlin eine Live Audio Deskription für Blinde und Sehbehinderte angeboten wird.
Ganz nebenbei handelt es sich bei Ostruschnjaks Aufführungsserie um die letzten öffentlichen Vorstellungen in diesem Saal. Dabei darf das Publikum direkt ins imposante 2400-Plätze fassende Philharmonie-Auditorium blicken. Doch Walter Heun ist anlässlich des 30. Geburtstags noch weitere Schulterschlüsse eingegangen. Unter anderem bei der Idee, zurück auf das allererste Projekt zu schauen, das letztlich den Stein ins Rollen brachte: eine Recherche rund um Mozart, an der vier europäische Choreografen beteiligt waren, für die – wie damals in der Szene generell – Kreationen zu klassischer Musik eigentlich nicht in Frage kamen.
Rui Horta und Micha Purucker – beide an der Schwelle zu internationaler Bekanntheit – waren darunter. Nun haben sie ihre alten Stücke mit Tänzern des Gärtnerplatztheaters neu einstudiert. Dazu hat man für die Eröffnungsproduktion „Re.Visited – 3 Works On Mozart“ (21.-23.7.) noch den Schweizer Thomas Hauert für eine Uraufführungsdreingabe mit ins Boot geholt. Gewiss eine spannende Ergänzung ist, dass Purucker seine Urfassung vor und nach den Aufführungen im Carl-Orff-Saal im Foyer als Video zeigt.
Eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart spannt auch Jérôme Bel in seinem performativen Porträt der legendären Tanzpionierin „Isadora Duncan“ für die Interpretin Elisabeth Schwarzt. Kooperationspartner hier sind die Münchner Kammerspiele (24./25.7.). Als weiteres Groß-Highlight präsentiert Ultima Vez Wim Vandekeybus‘ im Dezember 2019 uraufgeführtes Stück „Traces“. 2020 von Corona ausgebremst, fügt sich das Gastspiel jetzt noch besser ein ins Programm. Der belgische Ausnahme-Choreograf kehrt zu den eigenen Wurzeln zurück und lässt reinen Tanz mit Musik, Rhythmen und Impulsen in einer Spurenlese gipfeln, die Mensch, Tier und Natur auf das Ursprünglichste in Beziehung zueinander setzt.
Abschließend widmet sich Heun mit Sheena McGrandles („Flush“, 1.8.), Salma Salem („Anchoring“) & Synda Jebali („À la recherche”, beide 3.8.) und Flora Détraz („Muyte Maker”, 4.8.) drei Favoritinnen der neuen Choreografen-Generation und ganz unterschiedlicher Herkunft. Insgesamt dauert die Jubiläums-Tanzwerkstatt eine Woche länger als sonst. Eine positivere Antwort gibt es vermutlich kaum auf die Leitfrage des forsch „SymPodium der Körper- und Denkbewegungen“ betitelten Parcours aus Theorie-Beiträgen und künstlerischen Interventionen (5.8.), wie es mit der Kunstform Tanz nach der Pandemie und viel „Cultural Distancing“ weitergeht.
Karten für alle Vorstellungen im Vorverkauf online über München Ticket, Tel.: 089 54 81 81 81
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