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Regensburg
VON SCHUHEN, LYRIK UND BLENDUNG
Bei der fünften Ausgabe von TanzHochX waren sechs Choreografien in der Regensburger Mälzerei zu erleben
Sie stöckeln, schlappen und schlurfen, eine hinkt - nicht weil sie verletzt oder gehbehindert wäre. Laura Maißauer stolpert in verschiedenen Schuhen über den Tanzboden in der Alten Mälzerei Regensburg. Links trägt sie einen knallroten hochhackigen Schuh, rechts einen ausgelatschten schwarzen Turnschuh. Hinter ihr stolziert Annette Vogel von der Seite wie auf einem Laufsteg in Pumps herein. Letzte ist die quirlige Sophia Ebenbichler in strubbeligen Fellschühchen. Sie hat die pointiert-bissige Choreografie zusammen mit den beiden anderen kreiert. Das Trio stellte sein Tanzstück „SchuhWieDu“ bei der fünften Ausgabe von TanzhochX vor. Bei der jungen Veranstaltungsreihe können sich Vertreter der regionalen und der bayerischen Tanzszene mit eigenen Arbeiten präsentieren. Es dient auch dem Austausch und bietet Tanzenden, TanzpädagogInnen und ChoreografInnen die Möglichkeit zu weiterer Vernetzung. Mit „SchuhWieDu“ gehen die Tänzerinnen mit persiflierender Gaudi und vergnüglichem Zickenkrieg der Frage nach, inwieweit Schuhe etwas über die jeweiligen TrägerInnen aussagen. Angeblich geben Schuhe besonders viel über Charakter, sozialen Stand oder Alter preis. Zu einem geheimnisvollen Spiel luden anschließend Adrianna Di Palma und Finja Kelpe die ZuschauerInnen mit „Shell Game“ ein. In weiten Hosen und schwarzen Rollis begeisterten die beiden mit ihren nahezu perfekt getanzten Figuren und Offerten, die sie am Ende ins Publikum trugen.
Tanz und Lyrik verbanden die Regensburgerin Ute Steinberger und der Passauer Andreas Schlögl in ihrer Choreografie „Rotweinsternstunden“, bei der als Dritter im Bund noch der Pianist Martin Kubetz mitwirkte. Zu Livemusik tanzten die beiden ein leidenschaftliches Duett aus zarter Berührung, Annäherung, Innigkeit und Sich-Umkreisen. Alle drei rezitieren sie Liebesgedichte, wobei lediglich Kubetz’ Vortrag überzeugend wirkte. Die tänzerisch, wie emotional stärkste Choreografie kam – wie auch schon bei anderer Gelegenheit – von Alessio Burani aus dem Theater Regensburg. „A Save Place“ nennt er das Duett, das Burani mit Lucas Roque Machada selbst tanzte. Zu dunklen Sounds hilft und stützt der eine den anderen in hingebungsvoller Nähe – und wird nach und nach immer übergriffiger, gewalttätiger mit seiner Hilfe. Nach einem dramatischen Ausbruch folgte erneut eine Annäherung, ein Kuss, zu a capella gesungener „Love for Sale“.
Kryptisch erschien dagegen „Tanz für Tanz“ der Nürnbergerin Tanja Kugler, die mit tänzerischer Noblesse den Eindruck einer besseren Yogastunde mit Fingerspiel vermittelte. Unter technischen Unzulänglichkeiten litt das letzte Thema des Abends, bei dem es nach einem Zitat Heinrich Leoporinis um die Linie als „dem primitivsten Anfang aller Kunst“ ging. Für die unteren Reihen der Zuschauer ging das technoid untermalte „Linear“, eine Choreografie von Theresia Roider, getanzt von Airi Matsuzawa und Sana Sakata aus Nürnberg leider gänzlich unter. Sie waren von den – als formales Gestaltungsmittel – frontal aufgestellten Scheinwerfern so geblendet, dass vom Tanz so gut wie nichts zu erkennen war.
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