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Regensburg
ZEIT, ZEIT, ZEIT
Tanztheater über die Zeit in Regensburg
Was ist Zeit? Das, was eine Uhr misst, von der Sekunde bis zum Tag? Oder doch etwas anderes? Damit beschäftigt sich das Tanztheater Annette Vogel in der Choreografie „WegZeit“. Die vier Tänzerinnen, ein Tänzer als irgendwie böser Herrscher und ein Mädchen erzählen eine märchenhafte Geschichte. Eine Erzählung, die über Zeit, Hektik, Stress und Verluste berichtet. Aber auch über Alltag, Freunde und über Zeit haben. Darin kommt ein Stück – getanzter – Humanität zum Ausdruck, die in einem Tempo liegt, das sich an menschlichen Bedürfnissen und weniger an maschinell-technokratischen oder kapitalisierten Erwartungen orientiert.
Es ist eine narrative Choreografie, mit der Annette Vogel an Michael Endes berühmten Roman „Momo“ anknüpft. Ein junges Mädchen (Barbara Schmid) weckt in einer morgendlichen Idylle die Freundinnen, die als Pianistin, Postangestellte oder Ballspielerin ihrer Beschäftigung nachgehen. Nach und nach kommen Rastlosigkeit, Anspannung und Hetze ins Spiel. Ein bezwingend-herrischer Dschinn (Philipp Sprongl) beginnt die Tänzerinnen zu dominieren und anzutreiben. Es bleibt keine Zeit mehr, das Menschliche verliert an Wert, Beziehungen zerbrechen.
Annette Vogel gelingen dabei mit einer minimalen Bühnenausstattung von zwei einfachen Baugerüsten immer wieder beeindruckende Bilder und dramatisch-packende Szenen voller Dynamik. Die aggressive Dominanz der enthumanisierenden Zeitfresser findet einen herausfordernden und bedrohlichen Ausdruck in kraftvoll getanzten, synchronen Formationen, die manchmal an japanisches Butoh-Tanztheater erinnern. Mit mehr Probezeit könnte die Exaktheit hier noch ein wenig verbessert, die Wucht der Bilder verstärkt werden. Drastische Momente, in denen auch die ZuschauerInnen im voll besetzten Theatersaal unter Stress gesetzt werden, entstehen in Stop-Motion-Bildern, wenn die Musik abrupt unterbrochen wird und die Tanzenden in ihrer jeweiligen Bewegung erstarren, während das Mädchen weiterläuft.
Neben dem Bezug zu filmischen Mitteln wie „frozen time“-Experimenten wird dabei auch das individuelle Erleben von Ereignissen und zeitlichen Eindrücken thematisiert. Die Realität dringt als Videoinstallation in diese fiktiv-moralische Erzählung ein. Während eines Workshops sind Jugendliche und junge Frauen zu den Themen Stress und Zeit befragt worden und speisten damit die Handlung der Choreografie. Aus der Probenarbeit entstand eine Videoinstallation, die als Teil der Choreografie die Aufführung mit prägte. Gezielt zwischen Tanzszenen platziert, bekommt der märchenhaft-romantische Charakter der Tanzerzählung in den nachdenklich und unsicher klingenden Aussagen der jungen Leute einen deutlich realistischeren Duktus.
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