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München
BAYERISCHER BALLETTGIPFEL
Igor Zelenskys Gala mit der Elite des Staatsballetts
Von Sabine Kippenberg
Zu einer „Entdeckungsreise durch 150 Jahre Ballettgeschichte“, wie es im Programmheft heißt, hat der neue Ballettchef des Bayerischen Staatsballetts Igor Zelensky eingeladen. Die international renommierten Tänzerinnen und Tänzer durften hier als Solisten, im Pas de Deux oder mit Ensemble brillieren.
Der Begriff ‚Gala‘ war nicht zu hoch gegriffen, denn was dem Publikum vergangenen Freitag geboten wurde, war ein Fest der Superlative. Die Besten der Besten präsentierten ihre Lieblingsstücke. Auch das hochkonzentrierte Publikum war in Festtagsstimmung, das die ausgefeilte Technik hoher Sprünge und Drehungen ebenso mit Szenenapplaus und Bravorufen goutierte wie die tänzerische, schauspielerische Leistung. Wem mehr Beifall gebührte, da hatte man die Qual der Wahl. Sicher hingegen war, dass die Tänzer sich gegenseitig beflügelten.
Das Spektrum des Abends reichte von weltberühmten Klassikern wie dem Pas de deux aus "Der Nußknacker" (mit Tatiana Tiliguzova, Dmitrij Vyskubenko), über Weißer-Schwan-Pas de deux aus "Schwanensee" (mit Prisca Zeisel, Erik Murzagasliyev), dem Grand Pas Hongrois aus "Raymonda" (mit Ksenia Ryzhkova, Alexander Omelchenko) und einem Pas de deux aus "Le Corsaire" (mit Maria Shirinkina, Vladimir Shklyarov) bis hin zum Balkon-Pas de deux aus John Crankos Version von "Romeo und Julia" (Ksenia Ryzhkova, Jonah Cook). Über die klassische Danse d’école hinaus boten zusätzlich Abwechslung die spanische Färbung in "Don Quixote"(Ivy Amista, Osiel Gouneo) und Fredrick Ashtons ‚englischer Stil‘ seines "Frühlingsstimmen-Walzer" – berührend getanzt oder ‚getupft‘ von Mai Kono und Javier Amo.
In all diesen Werken konnte das Ballett seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Wer "Romeo und Julia" und "Spartacus" (Prisca Zeisel, Erik Murzagasliyev) noch nicht gesehen hat, bekam eine vielversprechende Kostprobe. Dass Zelensky nicht nur das klassische Repertoire auf die Bühne bringt, zeigt Yuri Smekalows "Parting", einem aufregenden Tango. Als Vertreter der russischen Moderne hat der Choreograf Smekalow buchstäblich (auch beim Publikum) ins Schwarze getroffen: Auf einer dunklen, schwarzen Bühne, einem Hocker und einem einzigen wandernden Lichtkegel setzte das Ehepaar Maria Shirinkina und Vladimir Shklyarov diesen virtuosen Tanz voller Leidenschaft in Szene – ein Glücksgriff nicht nur in dieser ‚Personalie‘.
Überhaupt scheint Zelensky eine geschickte Hand dafür zu haben, welche Rollen wem auf dem Leib geschneidert sind. Der Kombination aus fundierter Programmdramaturgie und der hohen Qualität seiner Tänzerinnen und Tänzer, die allesamt eine Palette von Wettbewerbsauszeichnungen vorzuweisen haben, ist es zu verdanken, dass nicht nur dieser Abend im besten Sinne unvergesslich bleiben wird. Die Gala mit Stars des Bayerischen Staatsballetts setzt Maßstäbe und macht neugierig auf Zelenskys künftige Ideen, Konzepte und Choreografien.
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