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München
LICHTFLIMMERN UND ELEKTROGEWITTER
„Metric Dozen“ und „Model bei den Ballettfestwochen in München
Richard Siegal machte die breite Stilpalette der Staatsballett-Festwoche komplett mit einem elektronisch brausenden, Lichtflimmernden, postmodern durch die Münchner Muffathalle zuckenden Zweiteiler: „Metric Dozen“ bereits im Repertoire, kann man als ein schreitendes, Hüfte-keck stelzendes Perpetuum mobile bezeichnen, in Gang gehalten von einem sich selbst feiernden narzisstischen Partyvölkchen, für das die Existenz lediglich ein Laufsteg ist. Dieses – eventuell ironisch intendierte – Stück ist nicht als Tiefgang gemeint, entwickelt aber durch seine geschickt kaleidoskopartig wechselnden Tänzergruppierungen und die im Elektrobeat grandios dahinfliegenden Soloeinsprengsel einen Energiestrom, von dem man sich wie hypnotisiert mitreißen lässt.
„Model“, bei der Ruhrtriennale 2015 als erster Teil einer Dante-Trilogie uraufgeführt, gibt sich anspruchsvoller: Gerasterte Bildschirme verschiedener Größe, die die Tanzfläche im Karree oder in der Runde einrahmen (Bühne und Video auch Siegal), verstrahlen hartes kunstweißes Licht. Und in Lorenzo Bianchi Hoeschs wiederum grollendem, keuchendem, klirrendem Elektrogewitter drehen die Tänzer - sechs vom Staatsballetts, vier vom Ballet National de Marseille - ihre Pirouetten im Danteschen Kreis; verzerren sie ihre zuvor in „Metric Dozen“ noch intakten schräg-neoklassischen Bewegungen bis zur Verkrüppelung; reißt sich Katharina Christl buchstäblich Klage und Wut aus den Eingeweiden. Man deutet dies, im Grunde recht hilflos, anhand des grellweißen Laufschriftzitats aus Jorge Luis Borges' „Buch von Himmel und Hölle“ („for the rejected an inferno, for the elected paradise“) als Verzweiflungsschrei der Ungewissheit zwischen Inferno und Paradies. So ganz schlüssig und in sich abgerundet scheint uns „Model“ nicht. Dennoch: mit seinen in Licht und pointiertem Schattendunkel sich verausgabenden Tänzern – alle sehr gut, die Marseiller Siegals Stil noch selbstverständlicher phrasierend – schafft er Körperbilder und Stimmungen, die etwas von der Brüchigkeit unserer Zeit spiegeln.
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