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Fürth
WENN (TANZ)MÄRCHEN WAHR WERDEN
Einblicke und Ausblicke zum diesjährigen Ballettwettbewerb „Der Goldenen Schuh“ in Fürth
Von Sabine Kippenberg
Zum 9. Mal in enger Kooperation mit dem Fürther Theater veranstaltete das „Ballett Forum Franken e.V.“, das über das Jahr eine Reihe an Veranstaltungen rund um den Tanz anbietet, diesen Wettbewerb. Gründerin und Leiterin ist Julia Vitez, die ein eigenes Ballettstudio in Fürth namens „Arabesque“ betreibt. Als ehemalige Tänzerin, aufgewachsen in Budapest, weiß sie, was es bedeutet, in den Genuss einer Talentförderung zu kommen. „In Ungarn“, so die Initiatorin des Fürther Ballettwettbewerbs, „wurden Begabte sogar kostenlos unterrichtet“ – und genau da setzt dieser Wettbewerb an, der in der Fachwelt als Karrieresprungbrett für eine spätere Berufslaufbahn gilt. Es ist Vitez’ Herzensangelegenheit, junge Tänzerinnen und Tänzer zu fördern. Daher gehören Castings in Grundschulen, speziell auch die Förderung von begabtem männlichen Tänzernachwuchs ebenso ins Programm wie Workshops und erschwingliche Reisen zu Ballettvorstellungen in andere Städte, die durch Mitgliedsbeiträge und Sponsoren finanziert werden.
Die Chance an der Teilnahme am diesjährigen „Goldenen Schuh“ bekam u.a. die 14jährige Gymnasiastin Anna Loycke aus Murnau, die im Alter von 4 Jahren mit dem Ballettunterricht begann, eine Profikarriere anstrebt und von Anita Barth sowie Flora Almeida vom „Tanzstudio Tutzing“ trainiert wird. In diesem Jahr ertanzte sich Loycke den 2. Preis beim „Goldenen Schuh“ in Fürth. Dass es den Mädchen und Jungen nicht leicht gemacht wird, sich für diesen anspruchsvollen Wettbewerb zu qualifizieren, zeigt das harte Auswahlverfahren, dem sich die Tanzkonkurrenz unterwerfen muss. Wettbewerbserfahrungen, wie sie z.B. Anna Loycke sie vorzuweisen hat, wie den 3. Platz im „Deutschen Ballettwettbewerb“ (bfkm) regional, den 2. Platz beim „Dance Art Classic“ in Augsburg, spielen keine Rolle und bringen keine Vorteile. Teilnehmen dürfen Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 15 Jahren, die noch nicht in professioneller Ausbildung stehen und eine DVD mit einem klassischen Balletttraining an der Stange und in der Mitte einschicken. Eine hochkarätige Jury aus professionellen Tänzerinnen und Tänzern wählt nach der Prüfung der eingesandten DVDs je 10 Kinder aus den Gruppen A (10-12 Jahre) und B (13-15 Jahre) zum Finale in Fürth aus. Allein, wer diese erste Hürde genommen hat, kann stolz auf sich sein. „Denn alle Tänzerinnen und Tänzer, die in Fürth am dreitägigen Wettbewerb teilnehmen, sind Sieger“, erklärt Julia Vitez.
Der „Mini-Prix de Lausanne“, wie sie ihn auch bezeichnet, lockt die Tanzkonkurrenz nicht nur aus Deutschland an, sondern inzwischen auch aus den Nachbarländern Österreich, Schweiz, den Niederlanden und sogar aus Rumänien. Gleichzeitig verringerte sich die Anzahl der Bewerber von ca. 100 auf 53 Ballettschüler in diesem Jahr. Die Begründerin des Wettbewerbs führt den Rückgang der Bewerberzahl auf den steigenden Qualitätsanspruch des „Goldenen Schuhs“ zurück. Häufig machen sich die Ballettpädagogen vorab im Internet ein Bild vom hohen Niveau dieses Wettstreits, der gerade im Zeitalter des achtjährigen Gymnasiums oft eine unlösbare Herausforderung darstellt. Und doch, so stellt Julia Vitez fest, gibt es unter den Finalisten und Preisträgern auch Gegenbeispiele, denen es gelingt, Schule, Ballett (pro Woche 12-15 Ballettstunden) und sogar Instrumentalunterricht miteinander zu vereinbaren.
Sind also die hoffnungsvollen Talente am Freitagabend in Fürth eingetroffen, findet ein Training statt, in dem die Teilnehmer mit dem Trainingsleiter einmal das Training des Wettbewerbs üben dürfen. Am Samstag beginnt der Wettbewerb mit einem 90-minütigen Training, anschließend zeigen die Finalisten ihre selbst gewählten Variationen. Am Abend des Wettbewerbs entscheidet die Jury die Platzierungen. Zweifellos ist der Höhepunkt die Abschlussgala im Fürther Stadttheater. Alle Finalisten zeigen in ihren Kostümen ihre Variation, anschließend ist die Preisverleihung. Die Gala geht nicht mehr in die Wertung ein, so können sich die Tänzerinnen und Tänzer unbeschwert einer breiten, interessierten Öffentlichkeit präsentieren.
Die langjährige Kooperation mit dem Fürther Stadttheater bezeichnet Julia Vitez als Glücksgriff. Denn die Veranstalter, das „Ballett Forum Franken“ mit ihrem Ballettwettbewerb und das Fürther Theater ergänzen einander: Die jungen Tänzerinnen und Tänzer, die hiermit Einblicke in den Theater- sowie Berufsalltag erhalten, können in diesem inspirierenden Ambiente schon einmal Bühnenluft schnuppern. Umgekehrt profitiert das Theater vom Erlös der Eintrittskarten von der Abschlussgala. Das traditionsreiche Theater blickt auf eine über 100jährige Geschichte zurück und beeindruckt durch seine neobarocke Außen- und neorokokoartige Innenarchitektur. Wenn in zwei Jahren das 10jährige Jubiläum des Wettbewerbes ansteht und viele Ehemalige, die in der Tanzwelt zuhause sind, in die Stadt des „Goldenen Schuh“ reisen, wird erneut ein Tanz-Märchen wahr.
Die Gewinner des 9. Wettbewerbs „Der goldene Schuh“
Gruppe A 1. Platz: Greta Bücker, Ballettschule International Bonn
Gruppe A 2. Platz: Lilli Menzel, Ballettschule International Bonn
Gruppe A 3. Platz: Anastasia Lyubinski, Ballett Schule Meister
Gruppe B 1. Platz: Klara Menzel, Ballettschule International Bonn
Gruppe B 2. Platz: Anna Catharina Loyke, Tanz Studio Tutzing
Gruppe B 3. Platz: Léane Voissard, Ecole de Danse Delémont
Gruppe A Sonderpreis Der goldene Schuh: Anastasia Lyubinski, Ballett Schule Meister
Gruppe B Sonderpreis Der goldene Schuh: Klara Menzel, Ballettschule International Bonn
Kommentare zu "Wenn (Tanz)Märchen wahr werden "
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