HOMEPAGE
München
UND AM ENDE SCHLIEßT SICH DER KREIS
Abschlusspräsentation des ChanceTanz-Projekts „Kunst-Tanz-Film“ der Choreografinnen Andrea Marton und Annerose Schmidt im Haus der Kunst
von Evi Nagler
Frischer Wind im Haus der Kunst: Realisiert durch eine Kooperation von Tanz und Schule e.V. gemeinsam mit dem Kinder- und Jugendprogramm im Haus der Kunst und der Schule zur Berufsvorbereitung am Bogenhauser Kirchplatz, zeigen acht Jugendliche das spannende Ergebnisse ihrer dreimonatigen Auseinandersetzung mit dem bildnerischen und performativen Werk der Künstlerin Lorna Simpson in einer multimedialen tänzerischen Installation.
Die 15-minütige Präsentation am Vormittag des 31.1. im Westflügel vor rund 120 Schülern, Tanzkünstlern und Tanzinteressierten bildete für die acht Schülerinnen des BOKI (Berufsschule am Bogenhauser Kirchplatz in München) den krönenden Abschluss eines ganz besonderen Projekts.
Drei Monate wurden sie durch Führungen, Gespräche, Tanz- und Bewegungserziehung sowie Videoworkshops in den Atelierräumen im Haus der Kunst an das bildnerische und performative Werk der afro-amerikanischen Künstlerin Lorna Simpson (geb. 1960 in NYC) herangeführt. Nun standen sie das erste Mal in ihrem Leben auf einer Bühne, präsentierten sich vor einem begeisterten Publikum und erhielten dafür lang anhaltenden Applaus.
Dass Haare und das Spiel mit verschiedenen gendertypischen Posen eine zentrale Rolle im Werk von Lorna Simpson einnehmen, konnte das Publikum bei einer der drei 40-minütigen, der Präsentation vorausgehenden Führungen durch die Ausstellung im Haus der Kunst, bereits erfahren. Posieren und Haare (Frisieren und Frisuren) nahmen auch einen großen Teil der kurzen filmischen Arbeiten ein, welche die Zuschauer nach ihrer Ankunft im Westflügel, unterlegt mit loungeartiger Musik und an drei Wände des Raums gebeamt, gezeigt bekamen. Sie waren das kompositorische, eindrucksvolle Ergebnis zweier Videoworkshops, an welchen die Jugendlichen unter Anleitung von Medienpädagogen vom Haus der Kunst teilgenommen hatten.
Das multimediale Projekt fand seinen tänzerischen Abschluss mit dem Auftritt von acht jungen Frauen, die überaus präsent, dynamisch und überzeugend den Bogen zum vorangegangen Gezeigten schließen konnten. So präsentierten sie – im ansonsten nachtdunklen Raum –, umrahmt von atmosphärischem Nebel und warmem gelben Licht, was sie selbst aktiv gestaltet und erarbeitet hatten. Sie posierten und zeigten „Haare“. Angeleitet und begleitet wurden die Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren von den Choreografinnen Andrea Marton und Annerose Schmidt, die ganze Arbeit geleistet hatten und es vermochten, das Beste aus jedem Mädchen herauszuholen.
Umrahmt von einer gepfiffenen Melodie, zog sich, nicht nur in Form einer Rosenblätterspur ein roter Faden durch das Gesamtkunstwerk. Das Schrittmaterial berücksichtigte die verschiedenen Raumebenen. Es wurde im Wechsel oder zeitgleich – durch die verschiedenen Tänzerinnen repräsentiert – sehr dynamisch, zügig, rennend aber auch in Zeitlupe verwendet und nahm Bezug zum performativen Werk Lorna Simpsons auf. Die mal schelmisch, mal ernsthaft, mal solo oder in Gruppen bis zu vier Mädchen dargestellten gendertypischen Posen bezogen sich jeweils auf Kunstwerke – u.a. Guarded Conditions (1989) – von Lorna Simpson oder beschäftigten sich mit der Aussage dieser. Immer wieder wurden in Anlehnung an Simpsons Beschäftigung mit Haaren auch durch das Spiel mit selbigen auf die Werke der Ausstellung – Wigs (1994-2006), Stereo Styles (1988) ¬ hingewiesen. Ein in die jeweilige Muttersprache (u.a. englisch, türkisch, bosnisch) der Darstellerinnen übersetztes Gedicht der Künstlerin aus dem Ausstellungskatalog wurde teils aus dem Off vorgetragen, teils zeitlich versetzt aber dennoch parallel von drei Mädchen auf der Bühne präsentiert. Es bildete sich hier eine eigene Dynamik, die den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen vermochte. Zunächst als Standbild auf der Bühne platziert, wurde zum Schluss Lorna Simpsons „Waterbearer“ (1986) nach längerem Verharren lebendig und begoss die zuvor gelegte Spur aus Rosenblättern mit Wasser und zerstörte die Spur später. Die Choreographinnen und jungen Performerinnen überließen es am Ende dem Zuschauer, das Spiel mit Klischees, Rollen und vielleicht auch der eigenen Individualität – vor dem Hintergrund der Posen und Beschäftigung mit Haaren und Rosenblättern – zu durchschauen. Der rote Faden durch Ausstellung, Videos und Installation blieb jederzeit gespannt.
Mucksmäuschenstill waren die Zuschauer auch noch am Schluss der Präsentation, bevor das atmosphärische Ende des Stücks nahtlos in die Verbeugung der Künstlerinnen überging und begeisterter Applaus losbrach. Ein Vormittag, der mit Sicherheit nicht nur bei den Beteiligten nachwirkt.
Das Projekt wird gefördert von ChanceTanz, einem Projekt des Bundesverbands Tanz in Schulen e.V. im Rahmen des Programms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
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